Mobilfunk und Klimaschutz – passt das überhaupt zusammen?
Wir sagen: unbedingt!
Für unsere Reihe „Hinter den Kulissen“ haben wir Alma Spribille von WEtell zum Gespräch eingeladen. WEtell zeigt, dass Klimaschutz nicht nur bei Solaranlagen, Windrädern oder E-Autos beginnt, sondern auch dort, wo man es auf den ersten Blick vielleicht gar nicht erwartet: im Mobilfunk.
Im Interview erzählt Alma, wie WEtell diesen Bereich neu denkt – und warum nachhaltiger Wandel genau solche kreativen Ansätze braucht.:
Alma, wenn die meisten Menschen an Klimaschutz denken, sehen sie vor ihrem inneren Auge Solaranlagen, Windräder oder E-Autos. Mobilfunk steht da selten auf der Liste. Und genau das macht deine Arbeit so spannend: Ein nachhaltiger Wandel braucht kreative Ideen in allen Bereichen – auch dort, wo man sie nicht sofort vermutet. In unserer Reihe „Hinter den Kulissen“ sprechen wir mit Menschen, die Klimaschutz neu denken. Heute wollen wir mit dir darüber reden, wie WEtell den Mobilfunk anders macht – und warum er viel mehr mit Umwelt- und Klimaschutz zu tun hat, als viele glauben.
Alma, viele denken bei Klimaschutz zuerst an Energie, Verkehr oder Ernährung – Mobilfunk fällt selten als Erstes ein.
Warum ist es trotzdem so ein wichtiges Feld?
Mobilfunk gehört inzwischen zu unserem Alltag. Egal, ob für unsere berufliche oder private Nutzung, ob mit Handy, Tablet oder in Machine-to-Machine-Anwendungen - überall in unserem Leben werden mobile Daten ausgetauscht.
Mit aktuell rund 250 Mio. Mobilfunkanschlüssen kommt da jede Menge zusammen. Um das mal einzuordnen: Jährlich erzeugt der Mobilfunk in Deutschland ungefähr so viele CO2-Emissionen wie der gesamte innerdeutsche Flugverkehr! Und es wird immer mehr.
Hier liegt also ein riesiges Klimaschutzpotenzial.
Wann hast du gemerkt, dass ein klimaneutraler und fairer Mobilfunkanbieter nicht nur möglich, sondern nötig ist?
Als ich mit meinen Mitgründern Andreas Schmucker und Nico Tucher erstmals darüber nachgedacht habe, ein Unternehmen zu gründen, hatten wir ehrlichweise den Mobilfunk noch gar nicht auf dem Schirm. Uns ging es zuerst einmal darum, ein Unternehmen zu gründen, mit denen wir wirklichen nachhaltigen Impact haben können.
Irgendwann haben wir gemerkt: Im Bereich der nachhaltigen Produkte gab es schon ein großes Angebot. Bei Dienstleistungen waren es nur ein paar: Ökostrom war schon voll etabliert, nachhaltige Banken gab es auch schon, sogar einen nachhaltiger E-Mail-Provider gab es schon. Aber für Mobilfunk gab es einfach noch keine wirklichen Alternativen. Deswegen haben wir sie geschaffen.
Welche Klima- und Umweltauswirkungen hat Mobilfunk, über die sich die wenigsten Menschen Gedanken machen?
Was vielen Menschen nicht bewusst ist: Jeder Anruf, jede SMS, ja sogar jedes Like auf Social Media verursacht CO2-Emissionen. Und das ist auch verständlich. Mobilfunk ist einfach eine sehr abstrakte Sache. Da ist kein Geräusch, kein Geruch, nichts Sichtbares in der Luft.
Kein Wunder also, dass viele gar nicht auf dem Schirm haben, wieviel CO2-Emissionen dabei erzeugt werden. Dabei laufen im Hintergrund ständig große Rechenzentren und jede Menge Funkmasten, die das mobile Telefonieren und Surfen überhaupt erst möglich machen.
Gab es Entscheidungen bei WEtell, die wirtschaftlich schwer, aber für eure Werte richtig waren?
Eine definitiv nicht gewinnmaximierende, aber sehr wertekonforme Entscheidung ist es, Bestandskund*innen Tarifupdates weiterzugeben. In der Mobilfunkbranche ist es üblich, dass man an langjährigen Kund*innen sehr viel Geld verdient und ihnen erst dann die neueren, besseren Tarife anbietet, wenn sie mit Kündigung drohen. Das anders zu machen, kostet uns kurzfristig sicherlich Umsatz, aber es sorgt gleichzeitig dafür, dass wir unseren Werten treu bleiben und die Branche etwas aufmischen.
Euer Klimaschutzansatz geht weit über CO₂-Kompensation hinaus. Welche drei Hebel sind bei euch am wirkungsvollsten – und warum?
Für eine klimaneutrale Wirtschaft brauchen wir aus unserer Sicht vor allem einen schnellen Ausbau von erneuerbaren Energien. Deshalb investieren wir zusätzlich in Solar- und Windkraft. Die Gewinne aus diesen Investitionen fließen dann wiederum in weitere Klimamaßnahmen, so dass sich die Wirkung mit der Zeit potenziert.
Ein weiterer großer Hebel ist unsere „Lobbyarbeit in Gut“, wie wir es nennen. Wir sind in verschiedenen Verbänden und Netzwerken aktiv, um den Klimaschutz in der deutschen Wirtschaft voranzubringen. Ich selbst bin bspw. Vorständin im Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V.
Und nicht zuletzt nutzen wir unserer Reichweite, um Öffentlichkeitsarbeit für den Klimaschutz zu machen. Indem wir über unsere Kanäle aufklären und Tipps geben, aber auch, indem wir uns in klimaaktivistischen Kontexten wie bei Fridays For Future engagieren.
Klimaschutz ist Teamwork. Welche Partnerschaften oder Kooperationen haben euch bisher besonders vorangebracht?
Im Grunde ist es die Summe der vielen kleinen und großen Kooperationen, die uns vorangebracht hat. Da wäre z.B. Ecosia, mit denen wir gemeinsam Solaranlagen gebaut haben, Prokon, mit denen wir in eine Windkraftanlage investiert haben, oder auch Green Planet Energy, die uns schon seit unserer Gründung begleiten. Aber auch Shift, die mit ihren fair produzierten modularen Smartphones die passende Hardware zu unseren Tarifen bieten. Und viele mehr – so wie ihr auch.
Gibt es einen Moment mit Kund:innen oder Partner:innen, der dir gezeigt hat: „Ja, genau deswegen machen wir das!“?
Puh, den einen großen Moment gibt es da nicht. Es sind vielmehr zahlreiche kleine. Z.B. wenn Menschen unsere vergünstigte Soli-Option FAIRstärker in Anspruch genommen haben und sich dann melden, weil sie inzwischen finanziell besser aufgestellt sind und selbst etwas mehr zahlen möchten. Da denke ich „Ja, genau so sollte unsere Welt funktionieren!“
Ein besonderer Moment war auch, als wir 2021 bei unserer ersten Crowdinvesting-Kampagne die anvisierten 750.000 € in unter 2 Stunden zusammenhatten – das hat mich unfassbar stolz gemacht auf unsere Community und unser Team.
Welche Kennzahl steht für dich sinnbildlich für den Unterschied, den WEtell macht?
Wir haben aktuell über 28.000 Kund*innen, die unserer Vision von einer nachhaltigen und fairen Wirtschaft teilen. Das mag im Vergleich mit dem gesamten Mobilfunkmarkt wenig sein. Aber mir macht sie Hoffnung darauf, dass wir als Gesellschaft den nachhaltigen Wandel irgendwann doch noch schaffen können.
Was motiviert dich persönlich, dranzubleiben – auch wenn es mal schwierig wird?
Mich motiviert der Austausch mit Gleichgesinnten – egal, ob innerhalb von WEtell, auf Veranstaltungen oder in Verbänden wie dem Bundesverband nachhaltige Wirtschaft, der GWÖ oder SEND e.V.. Zu sehen, dass es viele Unternehmen, Initiativen, Menschen gibt, die sich für eine lebenswerte Zukunft einsetzen, gibt mir immer wieder neue Energie.
Wenn wir uns in 15 Jahren wieder sprechen – wie sieht die Mobilfunkwelt dann aus?
Wenn es nach mir geht, wird bis dahin Mobilfunk nicht nur komplett klimaneutral, sondern regenerativ funktionieren. Durch clevere Symbiosen werden Rechenzentren und Funkmasten neue, sinnvolle Zusatzfunktionen erhalten, die dem Allgemeinwohl zugutekommen. Es gibt eine stabile und günstige Grundversorgung für alle Menschen. Die Netzanbieter kooperieren, statt sich gegenseitig im Weg zu stehen. Und Mobilfunkunternehmen setzen auf Fairness und guten Service, statt den größtmöglichen Gewinn anzustreben.
Welchen überraschenden Tipp hast du für Menschen, die selbst aktiv werden wollen – vielleicht sogar in einem Bereich, den bisher niemand mit Klimaschutz verbindet?
Geht aus eurer Komfortzone raus, seid mutig, macht immer wieder Neues, auch wenn es manchmal anstrengend und irritierend ist. Geht authentisch auf mögliche Partner*innen und Investor*innen zu, auch wenn es nicht den Konventionen entspricht. Bleibt euch und euren Werten treu, selbst in Situation, in denen ihr das Gefühl habt, dass strategisch was anderes vorteilhaft wäre – langfristig lohnt es sich!
Ein riesiges Dankeschön an Alma, dass sie unseren Blog unterstützt und Teil unserer Beiträge geworden ist!
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